Description
Die Riesling-Show der Weinrieders
Die Lage Schneiderberg zeigt das Potential des Weinviertels für die Sorte eindrucksvollLehrstück an „kühler Reife“: Riesling Schneiderberg
Die u. a. beim deutschen Kultwinzer Klaus-Peter Keller geprägte Riesling-Handschrift von Lukas Rieder zeigt dann aber sogar noch mehr Finesse. Dass die im Weinviertel nicht unbedingt gehegte Sorte auf den Schneiderberg bestens passt, ist beim ersten Riechen der 2016er Lagenreserve klar. Das Stichwort dazu liefert einmal mehr Fritz Rieder, der zwischen seinen Scherzen immer viel Kluges zum Weinbau parat hat. In diesem Fall ist es das Oxymoron „kühle Reife“. Bedingt durch die lange Abendsonne der Südwestlage ergibt sich eine hohe Fruchtigkeit, aber eben auch Kühle, für die die Waldnähe des Schneiderbergs verantwortlich ist. Dass die Reben auch schon 40 Jahre alt sind, trägt das Ihre zu den Weinen bei.
Der Duft dieses Rieslings stellt pure Grapefruit dar, erst allmählich kommt auch die Sorten-Signatur des Weingartenpfirsichs hinzu. Auch sie zeigt aber beim 2016er stets eine leicht säurige Kante und damit eine gute Frische aus dem vermeintlich zu heißen Jahr. Die Reife ist in jedem Fall da, das zeigt der Kostschluck mit einer unerwarteten Süße, die in Richtung Ananas und Mango dreht, aber auch starke Gegenspieler hat. Der Salzzitronen-Ton etwa, aber auch die (schon fast an gelbe Chili anklingende) rauchige Würze. Das Finale bringt dann den Pfirsich richtig zum Strahlen. Wie ein Sorbet, garniert mit etwas Estragon-Spitzen gleitet der „Schneiderberg“ 2016 über den Gaumen. Denn Finesse muss beim Weinrieder immer sein!
Roland Graf, Trinkprotokoll.at