Mastersommelier Helga Schröder von der Firma KIERDORF präsentiert spannende Süßwein
“…das unmögliche Weltklasse-Weingut”
BERICHT – An den vier Enden der Welt.de
Weinrieder im Weinviertel – das unmögliche Weltklasse-Weingut
Niemand, der Fritz, wie ihn seine Freunde nennen, begegnet, bleibt traurig zurück. Das liegt nicht nur an seinem Wein, mit dem er großzügig die Gläser füllt, und auch nicht an den Wortkaskaden, mit denen er mal eben das Weinmachen, seine unmöglichen Einfälle und die Weinwelt an sich erläutert. Es ist Friedrich Rieder höchstselbst, der so herrlich lebhafte Mensch und geniale Winzer, der mit silbergrauer Lockentolle, breitem Lachen und ansteckender Begeisterung verbreitet, wie Wein nach Lausbuben Art gemacht wird. Unmögliches geschieht bei ihm sofort, Wunder dauern nur unwesentlich länger. Dabei meint er es durchaus ernst, wenn er sich als extremen Winzer bezeichnet, der wisse, dass Genialität oft nur einen Millimeter vor der Katastrophe sei. Und selbst wenn – die Nummer Sicher läuft bei ihm nicht, zum professionellen Zocken gehört das Scheitern dazu. Wie sein Idol Fellini will er in seinem Fach Grenzen überschreiten, machen, was eigentlich nicht geht. Nur dann fühlt er sich wohl. Man könnte auch sagen: Brav sein mögen andere, du glückliches Österreich hast Friedrich Rieder.
Sein Weingut liegt in der Katastralgemeinde Kleinhadersdorf westlich von Poysdorf im niederösterreichischen Weinbaugebiet Weinviertel. Hier ist man im Zentrum eines Dreiecks zwischen Wien, Brünn und Bratislava. Es sind gut 70 Kilometer bis zur Bundeshauptstadt und 15 Minuten bis zur tschechischen Grenze. Gegründet wurde das Weingut 1928 von Großvater Franz, der nach dem berüchtigten Börsen-Crash von seiner Bank entlassen wurde und sich wie viele daraufhin folgerichtig dem Trunke hingab, aber das in Form eines ernsthaften Winzerdaseins.
Die Änderung des Namens des Weinguts war eine der so zahlreichen Super-Ideen von Fritz Rieder. Weil es so viele Rieders im Weinviertel gab, von denen er sich aus vielerlei guten Gründen unterscheiden wollte, machte er aus sich ganz einfach WEINRIEDER. Er schuf damit auf geniale Weise nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern eine international anerkannte Marke, um die ihn heute alle anderen Rieders beneiden.
Weinrieder bewirtschaftet rund 20 Hektar Rebfläche, hauptsächlich in den Rieden Birthal, Kugler, Hohenleiten, Schneiderberg und Bockgärten. Die Rebstöcke stehen in besten Süd- und Südwestlagen auf Löss- und Lehmböden, die im Winter ordentlich Wasser für die Vegetationsperiode speichern, was in Zeiten der Erderwärmung einen unschätzbaren Wert darstellt. Klimatisch herrschen hier trockene Sommer, ein langer Herbst und ein eisig kalter Winter vor. Die Weingärten sind mit den Weißweinsorten Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay und Weißburgunder bestockt, daneben mit einer kleinen Partie der Rotweinsorte St. Laurent, aus der Fritz Rieder mit Leidenschaft in geeigneten Jahren einen hellrosafarbenen Eiswein herstellt. 80 Prozent seiner Weine gehen in den Export, vor allem seine Edelsüßen werden von der Fachwelt, der internationalen Gastronomie und Weinfreaks alljährlich gierig erwartet. In seinem Lager hält er zwischen 150 und 200 Weine vorrätig, wenn auch viele kleine Einzelchargen nicht im Verkauf sind.
Von überdistinguierten Leuten im Weinviertel wurde Fritz Rieder nicht selten als Enfant terrible angesehen, was sich schnell gab, als den Hochnasen seine Awards um die Ohren flogen. Inzwischen ist Weinrieder zum Kult- und Kulturgut des Weinviertels geworden. Wer heute noch das Rebellische hervorhebt, übersieht zum einen, dass es schlichtweg Schlauheit sein kann, wenn man abseits des Mainstreams zum Welterfolg gelangt, zum anderen, dass nicht die Tradition, sondern der Aufmüpfige die Welt bewegt. Wie oft waren Methoden im Weingarten oder im Keller revolutionär, bevor sie zur Tradition gehörten. Friedrich Rieder war mit seinem Original Fritze Enthusiasmus jedenfalls immer vorneweg. So könnte die pneumatische Presse seine Erfindung gewesen sein, hätte er schon früher gelebt. Mit seinem spitzbübischen, universell liebenswerten Lachen und im Direkt-Sprech setzt er seine Tüfteleien bis zur Perfektion um, mögen die Fässer beben bis sie platzen. Dass er mit seinen Grenzüberschreitungen nicht so falsch liegt, zeigen der unumstrittene Rang als Weiß- und Eisweinspezialist in der Spitzengruppe der Winzer in Österreich und die erreichte Platzierung seiner Weine auf den Karten der besten Restaurants der Welt. Ob im Londoner „The Fat Duck“, im „Dynasty Club“ in Hong Kong oder im „Spago“ in Beverly Hills und Las Vegas, überall kann man Weinrieders Weine bestellen, selbstverständlich auch in der First Class der Lufthansa.
Ob bei der Arbeit im Weingarten, dem Ausbau der Weine im Keller oder bei der Vermarktung, gern und unangepasst macht Fritz Rieder, was andere nicht machen. Und er macht es immer besser. Eigentlich denkt er stets vom Ende her: Er weiß, welche Art Wein er will – Finesse, Kraft und Charakter muss der Wein haben und selbstverständlich besonders langlebig sein. Er will nicht die Stilistik anderer nachäffen und mag weder leichtfüßige Veltliner noch Rieslinge mit donnernder Säure: Seine Weine müssen elegante Reife haben. Sie dürfen ihre Eigenschaften auch nicht nur als Solisten zeigen, sondern ihre Vitalität muss vor allem die passenden Speisen aufwerten. Wenn andere noch lamentieren, ob gute Weine im Weinberg oder im Keller entstehen, hat er längst klar gemacht: Bei ihm entstehen die Weine im Kopf, den er in seinen Weingärten und im Keller so gerne durchsetzt, und dabei auch sich selbst hartes und solides Handwerk abverlangt. Er macht keine anonymen Konfektionsweine für den globalen Kommerz, jeder seiner Weine ist markiert durch Orte und personalisiert durch und für Menschen, vor allem aber durch ihn, unnachahmlich. Von seinen drei Söhnen arbeiten seit vielen Jahren Sohn Lukas als Winzer und Sohn Bernhard in Export und Verkauf mit. Ehefrau Melanie, vielsagend genannt Melli, die Weinseele, kümmert sich um Büro und Gästebetreuung. Während Fritz übrigens eher Autodidakt war, hat Sohn Lukas bei Superwinzern gelernt, unter anderem bei Klaus-Peter Keller in Flörsheim-Dalsheim und im Weingut Alzinger.
In den Rieden von Weinrieder ist seit langem eine naturnahe Bewirtschaftung eingezogen. Das musste man ihm nicht ideologisch beibringen oder zertifizieren, weil er sich sowieso an den Zyklen der Natur orientierte und ganz eigene Kriterien schuf, um es den Reben im Weingarten gemütlich zu machen und ihnen alles zu entlocken, was sie fähig sind, zu geben. Schonung der Umwelt, Einbringung von guten Käfern gegen böse Käfer, Begrünung der Rebzeilen und ein gnadenloses Ertragsmanagement mit der Schere sind für ihn selbstverständlich. Durch die rigorose grüne Ernte fördert er übrigens die Dickhäutigkeit der Beeren, damit sie seine angestrebte lange Hangzeit ertragen. Denn zu Fritz Rieders scheinbar wahnsinnigen Methoden gehört das nervenzerrende Hinausschieben der Ernte auf den Zeitpunkt kurz bevor die Beeren schlapp machen. Das gilt sowohl für den größten Teil des regulären Programms bis hin zu seinen berühmten Trockenbeerenauslesen, erst recht aber für seine legendären Eisweine, die in der Kälte des Januars oder Februars am Stock nicht weniger zittern als das Team um Fritz Rieder herum, wenn in eisigen Winternächten um die Aussichten auf eine sinnvolle Ausbeute gerungen wird. Geerntet wird manuell und selektiv. Das Lesegut wird schonend auf die Kelter transportiert und mit Fingerspitzengefühl abgepresst – vermeintlich unwesentliche Vorgänge, die tatsächlich ein großer Schritt hin zu abgehobenen Qualitäten sind.
Im Keller wird nicht mir technischen Kapriolen gezaubert, hier ist vor allem die lange Reife auf der Feinhefe der Schlüssel zum Erfolg: Unter neun Monaten braucht sich kein Wein zu mucksen. Mazeration findet nie unter 24 Stunden statt, Zuckerzugabe durch Chaptalisation oder PH-Justierung sind Tabus bei Fritz Rieder. Damit sich mehr Glycerin bildet und den Alkohol einbindet, wird während der Vergärung im Stahltank nur mäßig gekühlt. Ausgebaut wird ebenfalls im Stahltank und dann noch auf der Flasche gelagert. Es gibt eine Sammlung kleiner Eichenfässer für bestimmte Gelegenheiten, aber den wahnwitzigen Tanz um den Barrique-Einsatz erspart sich Fritz Rieder, auch beim Chardonnay.
Seine Weine sollen die Rebsorte und ihre Herkunft wie das Terroir authentisch und ohne Firlefanz abbilden und doch ganz individuell sein, unverwechselbar, einzigartig, manchmal provozierend, zumindest herausfordernd. Er will elegante, strukturierte und gereifte Kracher machen, keine den temporären Megatrends angepasste Vintages für den Sturztrunk. Trendy zählt bei ihm gar nichts, unüblich ist fast alles. Dass manche Besucher bei der Verkostung sich von Kunstwerken umzingelt sehen und nach etwas Trinkbarem fragen, kann ihn nicht erschüttern. Wer den anspruchsfreien Sofortwein sucht, ist bei ihm eben falsch. Dass seine Weißweine vor allem wegen ihrer Komplexität als untypisch für diesen Teil des Weinviertels gelten, kümmert ihn wenig: Das erspart ihm auch die Überlegung, ob dieser Umstand eigentlich für oder gegen die Winzerkollegen spricht, die nicht so verrückt sind, solche Weine zu machen. Er jedenfalls setzt kompromisslos auf reife Qualität, Masse kommt bei ihm ohnehin nicht ins Glas.
Viele internationale Sommeliers und Küchenchefs haben sich in seine Weine verknallt: Heston Blumenthal vom 3-Sterne „Fat Duck“, die Obauers im Salzburger Land oder Dieter Müller haben raffinierte Menüs zu Weinrieders Weinen kreiert. Für die außergewöhnliche Hochwertigkeit im Glas hagelt es regelmäßig Sterne, Punkte, Trauben und Gläser in Weinführern und Weinmagazinen sowie Medaillen und Urkunden aus aller Welt. Winzer des Jahres war Fritz Rieder im Weinmagazin Falstaff schon 1987, da haben im Weinviertel andere in der dunkelsten Ecke ihres Kellers noch allerlei Ingredienzen in Massenware gerührt, um Qualität zu simulieren. Das Wine Magazine brachte den Topstatus von Weinrieder schließlich mit “One of the Best Wineries in the World” auf den Punkt.
2016 Grüner Veltliner Ried Schneiderberg trocken
Die Ried Schneiderberg liegt nördlich des Ortskerns von Weinrieders Heimatort Kleinhadersdorf und erstreckt sich mit rund 22 Hektar ab dem letzten Gehöft an der Kellergasse in Süd-Nordrichtung. Die leicht hügelig liegenden Rebzeilen sind im Wesentlichen nach Südwesten über Süden und in einigen Bereichen nach Südosten ausgerichtet. Nach Norden hin schützt der Wald vor kalten Winden zur Unzeit. Der Boden hier ist der klassische Boden des tektonischen Gebiets Wiener Becken, das heißt, er besteht aus Löss und Lösslehm mit etwas Sand, Kies und Schotter. Den Winzer erfreut das Sedimentgestein, das den Weinen durch einen gewissen Karbongehalt robuste Vollmundigkeit, delikate Aromen und verlässliche Lagerfähigkeit geben kann, wenn man nur kann und will. In der Tat macht Weinrieder hier seine besten langlebigen Weine. Eigentlich ist es erstaunlich, dass viele Winzer im Weinviertel das Potenzial dieser Böden nicht nutzen und eher schnelllebige Weine herstellen, die sie zum großen Teil als Grundweine an Sektkompagnien verkaufen.
Fritz Rieder hat es mit seinen Reben im Schneiderberg wie immer gemacht: Erst einmal genau hinschauen, nachdenken, eine scheinbar verrückte Vorstellung haben und dann try and error bis es passt. Herausgekommen ist ein Grüner Veltliner aus seinem Trockenprogramm, dem die Eigenarten der Ried Schneiderberg ordentlich Stoff verpasst haben. Im Glas schimmert der Wein in einem mittleren Gelbgrün. Er protzt mit höchst feinen Zitrusdüften und kleinen Aromen von gelben Birnen, mineralischen Anklängen und einem Hauch von dunklem Tabak. Wer auf gebietstypische schwere Pfefferschwaden wartet, wird angenehm enttäuscht: Hier ist die pfeffrige Würze zart und bringt eine unaufdringliche, aber charakteristische Pikanterie in die Aromatik. Am Gaumen breitet sich eine dichte Stoffigkeit aus. Zu der reifen, gelben Fruchtigkeit kommen Töne von Wald- und Wiesenkräutern hinzu, die unterlegt sind von einer schönen Mineralität. Wir haben keinen überdreht opulenten Wein vor uns, denn die lebendige Säure lockert die Dichte auf und leitet die straffe Struktur in einen saftigen Abgang über. Das ist ein zuverlässiger Terroirwein, der über die bekannten Veltliner-Noten hinaus seine Herkunft und seine Reife schmeckbar macht, genau das, was Fritz Rieder erreichen möchte. Man kann über den Wein ohne weiteres sagen, das er jung getrunken werden kann, weil er eben von Anfang an ohnehin nicht jung ist, jedenfalls bieten Dichte und Stoffigkeit ein enormes Reifepotenzial: Der Wein wird ohne Anstrengungen noch auf der Rieder Extrem 2023 fließen. Natürlich passt dieser Wein zu den üblichen Verdächtigen, also weißer Spargel, schnelle Schnitzel und kostspielige Krustentierchen. Doch wenn der Wein schon aus unangepassten Ideen stammt, dann kann er auch etwas unangepasst enden, nämlich zu Hecht mit grüner Kräutersoße.
2016 Grüner Veltliner Alte Reben trocken
Welch unterschiedliche Weine mögen die über fünfzig Jahre alten Rebstöcke schon geliefert haben, vor allem bevor sie Fritz Rieder in Pflege nahm. Sie haben ihm mit dem Jahrgang 2016 jedenfalls einen der wohl schönsten Expressionisten aus dem Kreis der Grünen Veltliner spendiert. Der Wein lagerte neun Monate auf der Hefe und weitere sechs Monate auf der Flasche.
Der 2016 Grüner Veltliner Alte Reben zeigt sich in einem grünlich bis silbrig glitzernden Strohgelb und sendet Aromen von reifen Mirabellen, hellem Wiesenhonig, einigen weißen Weinbergpfirsichen und einem Dash Zitrus aus, alles umrahmt von pfeffrig-würzigen Spitzen. Im Mund beeindruckt spontan die Komposition aus Saftigkeit und konzentrierter Dichte. Eher ungleiche Nuancen von Rhabarber und Mango, blondem Tabak und Paranüssen vermählen sich mit der feinen Würze, der dezenten Säurestruktur und einer sanften, leicht rauchigen Kalkstein-Mineralität. Das mündet in einen vollmundigen, schmelzigen und außergewöhnlich langen Abgang. Der Wein ist kein aggressives Extrakt-Monster aus dem Seniorenweingarten, sondern bietet lebendig gelebte, aber tiefgründige Eleganz und Komplexität. Holen Sie Ihre Rotweingläser raus für diesen mächtigen Wein und lassen sie ihn außerhalb des Kühlschranks in einer Karaffe zunächst durchatmen. Er gefällt hervorragend zu einem gebratenen Entenfilet oder einem französischen Weichkäse vom Typ Coulommiers, Vacherin Mont-d’Or oder Chaource.
2016 Chardonnay Ried Hohenleiten trocken
Die Ried Hohenleiten oder auch Hochenleiten liegt nördlich von Kleinhadersdorf und grenzt im Westen ungefähr an die Ried Schneiderberg an. In der relativ kleinen Lage Hohenleiten sind die Rebzeilen nach Südwesten und Westen ausgerichtet und reichen bis zum schützenden Waldrand.
Das sehr helle Goldgelb im Glas kündigt Energie auf allen Ebenen an. So grüßt der Wein dann auch gleich mit seinem intensiven Bukett aus einem gelb blühenden Garten, in dem zwei Zitrusbäumchen und je ein Aprikosen- und Pfirsichbaum mit reifen Früchten stehen. Interessanter Weise vermeinen wir im Hintergrund auch Vanilletöne wahrzunehmen und irrlichtern um eine klitzekleine Toastnote herum. Dabei vermag der Chardonnay in der Hohenleiten-Lage die Beeren bestimmt mit soviel Mineralität anzureichern, dass sich ein ungeholzter Stil geradezu aufdrängt. Im Geschmack offenbart sich die Mineralität mit einer herrlich angedeuteten Salzigkeit und einer zündenden Feuersteinnote, die eine kraftvolle, intensive, pikante, fast süßliche Fruchtigkeit antreibt und auf der Zunge zu einem komplexen Aromaspiel führt. Die durchaus aktive Säure belebt die dichte Molligkeit und schöne Cremigkeit im saftigen Finish. Der Wein bringt Schmelz und Druck zugleich, ein Wein, der ohne Schnörkel und ohne Versteckspiele seine Individualität aus dem Rebberg mitbringt und sich die auch nicht von übertriebener Kellertechnologie hat rauben lassen. Sie machen sich und dem Wein eine Freude, wenn er pochierten Heilbutt mit Zitrone oder ein Butternut-Kürbis-Risotto beiwohnen darf.
2013 Kugler Lagenreserve Alte Weissburgunder Selektion
Die Lagenreserven sind Fritz Rieders einzigartige Vorzeigeweine. Verwendet wird nur erstklassiges, streng selektioniertes Traubenmaterial aus seinen besten Einzellagen mit den ältesten Rebstöcken. Die Weine werden auch nur in herausragenden Jahrgängen aufgelegt. Solch ein außergewöhnlicher Jahrgang war 2013. Zwar setzten während der späten Blütezeit und zum Reifebeginn im Juni heftige Regenschläge und die folgende Hitzewelle, die sich im August noch zuspitzte und zu starker Trockenheit führte, den Reben gerade im nördlichen Weinviertel vielerorts zu. Doch die löss- und lehmdurchsetzten Böden in den Lagen von Weinrieder hatten genug Wasser vom Frühjahr gespeichert. Die im September einsetzenden Niederschläge und die Nachtkühle entwickelten die Trauben hervorragend. Den Rest besorgte wie immer Fritz Rieder mit der weit hinausgeschobenen Ernte von gesunden und physiologisch ausgereiften Trauben.
In der Nase melden sich einladend intensive Aromen von reifen gelben Birnen, Quitten, Ananas, Papayas und etwas Zitrus und Nuss, aber auch vegetabil-pflanzliche Töne. Wir schmatzen auf einer animierenden frischen Fruchtsüße und feinen Würze herum und genießen die enorme Dichte aus den wunderschönen kühlen Nächten des Spätherbstes. Die sortentypisch ohnehin ruhige Säure trifft eine dezente Mineralik, die einen samtigen Abgang eskortiert. Der Wein hat eine angenehm cremige, aber kraftvolle, wahnsinnig extraktreiche Textur mit schier unübertrefflicher Finesse und Eleganz. Ein traumhaft dichter, aber gleichzeitig fröhlich beschwingter, sympathischer Weißburgunder. Genießen Sie ihn als Solisten aus Ihren größten Burgundergläsern oder servieren Sie ihn ganz schlicht zu einer Poularde aus dem Rohr oder zu Jakobsmuscheln.
2015 Riesling Kugler halbtrocken
Jetzt wird es deutlich fruchtsüß, was dem Riesling stets gut zu Geschmacke steht. Mit einem brillierenden hellen, grünlich schimmernden Gelb funkelt der Wein im Glas. Reife Fruchtaromen von Äpfeln, Pfirsichen, Zitrusfrüchten, aber auch von tropischen Exoten und eine Löffelspitze würzigen Tannenhonigs quirlen in der Nase herum. Im Mund erleben wir ein ausdrucksvolles Spektrum von tropischen Früchten, von Äpfeln, Pfirsichen, roter Grapefruit, Kräutern und Nüssen. Die Säure ist trefflich ausbalanciert mit der sehr saftigen Fruchtsüße und der vielschichtigen Mineralik. Alles trifft sich im fein-fruchtsüßen, delikaten, nahezu endlosen Nachhall. Große Kraft verbindet sich mit komplexer Dichte, mit geheimnisvoller Rassigkeit und faszinierender Eleganz. Servieren Sie zu diesem Wein eine Foie Gras von der Gans – natürlich moralisch korrekt von Sousa & Labourdett – oder einen deftigen, knusprigen Schweinebraten.
2015 Riesling Reserve halbtrocken
Auch die Reserve-Weine von Weinrieder stammen überwiegend von bis zu sechzig Jahre alten Rebstöcken. Die Trauben durften noch in der Oktobersonne schrumpeln und die kühlen Nächte genießen, bevor sie streng selektioniert geerntet wurden. Der Wein ist auf langem Hefelager und ohne technischen Schnickschnack ausgebaut. Fritz Rieder weiß, dass große Weine nur durch den Verzicht auf unnötige Maschinerie entstehen.
Dieser Riesling beeindruckt durch die florale Richtung des Buketts, das von tropischen Früchten wie superreifen Papayas ergänzt wird. Auch hier weht aus dem Glas ein Hauch von Baumblüten-Honig. Am Gaumen harmonisiert die Fruchtsüße von Mangos, Pfirsichen, reifen Marillen und einigen Limonen mit der frischen Säurestruktur und der sanften, leicht salzigen Mineralik. Alles stürzt in einen saftigen Abgang. Die Cremigkeit und das tänzelnde,tropische Fruchtspiel kennzeichnen diesen eleganten, brillanten Geschmacksstoff.
2015 Riesling Grande Reserve
Nun also eine süße Grande Reserve, die den Zusatz Weinland trägt. Der Wein leuchtet gelbgrün aus dem Glas. In der Nase brilliert präzise und intensiv die Fruchtigkeit von Passionsfrüchten, Mangos, Rambutan und Charente-Melonen nebst einigen kandierten Orangen. Dazu kommen Düfte von weißen Pfirsichen, Aprikosen und reifer, süßer Ananas und ein deutlich würzig-vegetabiler Touch. Im Mund faszinieren bei allem Schmelz zuerst die klare, salzig-mineralische Note und die perfekt integrierte Säurestruktur, die der üppigen, aber differenzierten Fruchtsüße ein tolles Gerüst verschafft. Eine fantastisch saftige Kraft ohne Schwere. Ein Wein, der mit seiner reifen, extraktbetonten und komplexen Aromatik und Dynamik fesselnd animierend wirkt. Erschrecken Sie mit diesem Grand Cru bitte nicht einfallslos eine Nachspeise. Der Wein ist ein großer Wirker, wenn Sie ihn stilistisch überraschend als Aperitif reichen; er ist ein galanter Begleiter, wenn Sie ihn ganz einfach mal einem Ingwer-Hähnchen aufdrängen.
2014 Eiswein Grüner Veltliner
Es ist nicht übertrieben, festzustellen, dass die Eisweine von Fritz Rieder inzwischen rund um den Globus Legende sind und nur noch einige Eisweine von der Mosel und vom Rhein mithalten können. Auch und gerade in amerikanischen Weingläsern wirken dagegen die Eisweine von der Westcoast oder aus Kanada wie schlechte Kopien, erst recht die nachgefrosteten Imitate aus Neuseeland. Wer geht auch schon jedes Jahr das Risiko hoher Traubenverluste ein und wer kraxelt auch schon jedes Jahr bei minus 10 °Celsius und darunter nächtens durch die Weingärten? Fritz Rieder natürlich. Von Anfang an hatte er sich in den Kopf gesetzt, in der önologen Königsdisziplin zu punkten, was er erstmals in der Nacht zum 7. Januar 1980
verwirklichte und dann im wahrsten Sinne des Wortes zuverlässig und mit Höchstbewertungen fortführte. Mittlerweile ist für ihn die Herstellung von Eiswein eine Art Sucht geworden, die medizinisch unbedenklich zu höchster Performance in seinem Winzerdasein führt und mit der er Monumente in ungewohnten Dimensionen schafft.
Laut österreichischem Weingesetz müssen im Gegensatz zu einigen anderen Ländern die Trauben bei der Ernte, die eine Außentemperatur von mindestens minus 7°C voraussetzt, gefroren sein. Dann muss es schnell gehen: In Eiseskälte werden die Beeren manuell geerntet, bevor die aufgehende Sonne die Trauben wieder auftauen kann und die ganze Ernte gefährdet. Das geht soweit, dass mit dicken Handschuhen gelesen wird, um die geringste Erwärmung der Trauben zu verhindern. Bei der Ernte wird übrigens anders als etwa bei einer Auslese oder Trockenbeerenauslese regelmäßig auf edelfaule Trauben verzichtet, für Eiswein werden nur gesunde Trauben verwendet. Das ist besonders beim Veltliner wichtig, weil seine Inhaltsstoffe im Gegensatz zur Riesling-Traube keine Botrytis vertragen. Andererseits eignet sich Grüner Veltliner für Eiswein besonders gut, da er aufgrund der dicken Beerenhaut sehr lange hängen kann und dabei einiges wegsteckt. Auf der Kelter bleibt das in den Beeren gefrorene Wasser größtenteils als Eis zurück, während der konzentrierte Most abfließt, weil er aufgrund des hohen Zuckergehalts einen niedrigeren Gefrierpunkt hat als Wasser.
Der 2014 Eiswein Grüner Veltliner lässt aus dem Glas konzentrierte Aromen von Steinobst, Marillen und getrockneten Feigen aufsteigen, dazu satte Honigdüfte und ein Hauch von süßlichen Blüten. Über allem liegt eine feine Würze, aber nicht aus der Weihnachtsbäckerei, sondern mit dem rebsortentypischen pfeffrig-pikanten Tupfer, der bemerkenswerterweise im süßen Gesamteindruck nicht ersäuft. Im Geschmack imponieren eine unfassbare Brillanz in der Fruchtsüße und eine dichte Struktur, die weiten Raum für den Ausdruck der Komplexität dieses Weins lässt. Das Frucht-Säurespiel ist bekanntlich das eigentliche Geheimnis perfekter Eisweine und das ist hier schon vom Terroir des nördlichen Weinviertels in die richtige Richtung gelenkt worden: Die dichte Süße bekommt mit jedem Schluck eine sagenhaft austarierte Portion der präsenten Säure und erreicht am Gaumen immer neue geschmackliche Höhepunkte. Das ist ein wahrhaft himmlischer Nektar, der den Mund nur ungerne verlässt, dafür aber für einen Abgang sorgt, der Stunden später noch enthusiastische Erinnerungen auslöst. Selbst wenn wir
hierzulande dazu neigen, jeden Wein als Solisten zu verstehen, ist die wahre Herausforderung, die Speisen zu finden, die der Wein nicht nur überlebt, sondern veredelt. Und das ist bei allen verrückten Umwegen tatsächlich immer noch der weiche, zimmertemperierte Blauschimmelkäse: Die zarten Säuren und Salze des Käses werden durch die Süße vollendet ausbalanciert, ein dichtes Aromenspiel aus Käse und Frucht entsteht.
2012 Eiswein Riesling Ried Schneiderberg
Dieser Wein ist sozusagen das Flaggschiff vom Fritz Rieder. Goldgelb mit bernsteinfarbenen Reflexen leuchtet er das Glas aus. Feine, konzentrierte Aromen von Mangos, Passionsfrüchten, kandierten Äpfeln und Zitrusfrüchten plus kleine florale und mineralische Noten verführen die Nase. Die Zunge wird von einer saftigen, seidigen Textur wohlig umhüllt, eine enorm voluminöse, exotische Fülle kleidet den Mund lüstern aus. Das ganze Riesling-Programm läuft ab: Aprikosen, Pfirsiche, Mangos, Ananas, alles reif und fruchtig süß und sogar etwas karamellig. Die in einen stabilen Rahmen gut integrierte Säure bringt die raffinierte Eleganz auf den Gipfel. Im Finish tauchen feine Honignoten nebst einer ordentlichen Mineralität auf und lassen uns noch endlos lange auf dem Wein herumschmatzen. Ein magischer Wein für die Ewigkeit, die gerne schon heute beginnen kann. Dieser Wein ist das Dessert selbst, ersparen Sie ihm eine zwanghafte Unterbringung in den Käse- oder Süßspeisengang.